Donnerstag, 15. September 2011

Skol in Bornholm.



Helene ist schön, gewitzt und guter Dinge, eben durch und durch dänisch. Doch das Allerbeste: Helene serviert mir heute gleich sechs Bier – auf einmal: alle von verschieden farbiger Pracht, jedes einzelne mit vorzüglicher dänischer Krone. Fast könnte man meinen, Helene und ich hätten einen schlimmen Disput gehabt und nun versucht Helene die Wogen unserer Beziehung mittels sechs süffiger Mediatoren wieder zu glätten. Doch weit gefehlt, Helene und ich sehen uns heute zum ersten Mal. Helene steht  in Diensten des Bryghuset Brauhauses, wo wir heute die Bornholmer Braukunst inspizieren. Inspektör Mo deligiert die volle Verantwortung  dieser Aufgabe an mich. Ich fühle mich geschmeichelt und geehrt, daher interpretiere ich daraus einen nicht unwesentlichen Schritt in meiner Inspektörs-Karriere. Doch zurück zu Helene: Helene charakterisiert die verschiedenen Biersorten in den schnuckeligen 0,1 l-Gläsern, empfielt mir eine dramaturgische Verköstigungs-Reihenfolge und wünscht mir einen angenehme Kehlenlauf, Skoll, Helene! Das Ergebnis meiner Bier-Degustation – und ich hoffe dieser mehr als anspruchsvollen Herausforderung gerecht werden zu können – verlangt vom Degustator natürlich ein äusserst differenziertes Einfühlungsvermögen in die Dänischen Brauküste. Doch eins Vorab: einen Riesenapplaus für alle Kandidaten: alle 6 wackeren Streiter verdienen das Prädikat Premium!
Im Einzelnen darf ich mir erlauben hier von Fall zu Fall folgende Urteile im Namen der Dänischen Königin ergehen zu lassen:

Bryghuset Classic: süffig abgestimmt, von wunderbarer Farbe, läuft rund und munter die Kehle runter, könnte mein Bier werden. Gesamtnote: 1,1.

Bryghuset Pilsener: geschmacklich eher sensibel, farblich sehr distiguiert und im Vergleich zum Original Pilsener im Durchzug allerdings etwas schwächlich. Gesamtnot: 1,2.

Bryghuset Ale: irritiert mit eigentümlicher Guiness-Note und robuster Couleur. Rollt dafür anstandslos und zeigt sich von alltagstauglichem Handling. Gesamtnote: 1,5.

Bryghuset Dark Gold: die süffige Vollendung, entwickelt schon ab dem ersten Schluck ein voluminösem Drehmoment bis zum maximalen Genuß von 4,6 Umdr./min. Gesamtnote: 1,0.

Bryghuset Double Brown: klingt weich, schmeckt blechern von, etwas schwächlicher Farbgebung. Mit der Zeit gewinnt es allerdings an Geschmack. Gesamtnote: 1,3.

Bryghuset Stoud: verjüngt gleich einem Jungbrunnen, Geschmack und Farbe rekonstruieren das gute, alte Kindermalzbier. Eine durchaus gelungene Komposition. Für den mündigen Bierfreund könnte es allerdings etwas zu verspielt sein. Gesamtnote: 1,4.


Mein Favorit: Bryghuset Dark Gold – Geheimtip für Freunde des singulären Geschmackserlebnises. Allen anderen empfehle ich, sich am besten ihr eigenes Bild von einem Bier zu machen. Neben den sechs erwähnten Kandidaten gibt es übrigens noch jede Menge weitere, auch in exotischen Geschmacksrichtungen, wie Schokolade oder Lakritz.



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